Bei unserer Forschungsfrage ging es darum, die künstlerischen Konzepte von Kämpf-Jansen, Buschkühle und Billmayer zu vergleichen und diese mit einer Haribotüte in den Kunstunterricht einzubinden. Nachdem wir die Konzepte einzeln betrachtet haben, probierten wir einige Ideen in praktischen Selbstversuchen. Nun wollen wir darlegen, inwieweit Verbindungen zu den Konzepten untereinander vorhanden sind beziehungsweise in welchen Punkten sich die Konzepte voneinander unterscheiden.
Bei unseren Durchführungen haben wir festgestellt, dass der Aspekt des Alltäglichen bei allen drei Theorien im Mittelpunkt steht. Auch sind alle darauf ausgelegt, interdisziplinär und multimedial zu forschen. Das heißt, dass die SchülerInnen in ihrem Prozess individuell vorgehen können, was Medien und Materialien betrifft. Bei Buschkühle und Billmayer erfolgt der Prozess mit Hilfe von Aufgabenstellungen, die den SchülerInnen dennoch Freiräume eröffnen. Sie dienen vielmehr als eine Orientierungshilfe und benennen ein klares Ziel. Bei den bildorientierten Selbstversuchen war beispielsweise eines der Ziele, Alternativen für die Verpackung zu kreieren. Die explizite Realisierung liegt jedoch in der Hand der SchülerInnen. Bei Kämpf-Jansen ist die Freiheit der SchülerInnen am größten. In diesem Konzept steht die Forschungsfrage am Anfang der Betrachtung, wobei das Individuum selbst entscheidet, in welchen Bereichen es damit weiter arbeitet. In den Selbstversuchen wurden die Gummitiere beispielsweise in den Kontext der StreetArt überführt. Ebenso könnte man sich vorstellen, an den Inhaltsstoffen der Gummitiere weiter zu arbeiten oder die Form der Tiere für grafische Kunstproduktionen nutzen, was erkennen lässt, wie vielfältig die Möglichkeiten während des Prozesses sein können. Zu Beginn der Ästhetischen Forschung ist die Spannweite der künstlerischen Ausführungen nur bedingt zu benennen. Sie ergibt sich, wie bereits erwähnt wurde, im Verlauf des Forschens und kann sich nach individuellem Ermessen auf die jeweiligen Bereiche vertiefen. Im Gegensatz dazu, stellt Buschkühle den Aspekt des Künstlerischen absolut in den Vordergrund und benennt es als das Leitmotiv aller Prozesse des Projektes.
Bei der Erarbeitung der Theorie konnte festgestellt werden, dass Billmayer und Buschkühle Anführungen von Kämpf-Jansen zitieren. Die drei Konzepte greifen ineinander und beziehen Aspekte der anderen Modelle mit ein.
Hinsichtlich der praktischen Selbstversuche ist anzumerken, dass die praktischen Methoden Bezüge zu den jeweils anderen Konzepten aufgreifen. Sie sind quasi multifunktional. Einige Teilaufgaben der Kunstorientierung können ebenfalls bei der Bildorientierung oder Ästhetischen Forschung umgesetzt werden. So kann der Geschmackstest als Teilaufgabe in den kunstorientierten Erprobungen gleichwohl ein neuer Ausgangspunkt für die Ästhetische Forschung sein.
Das schriftliche Dokumentieren von Teilprozessen wird bei allen Konzeptionen angewandt, um wichtige Erkenntnisprozesse festzuhalten und eine Grundlage zur Analyse und Selbstreflektion der eigenen Arbeit zu schaffen. Darüber hinaus kommt dem kreativen Schreiben, zum Beispiel in Form von Gedichten, bei Buschkühle und Kämpf-Jansen eine Bedeutung zu.
Die Wissenschaft als Bearbeitungsbereich findet also – in Form dieser schriftlichen Auseinandersetzungen – bei allen drei Konzeptionen Anklang. Buschkühle und Billmayer forden dies jedoch nicht explizit. Die Wissenschaft kann Bestandteil sein, muss aber nicht. Demgegenüber formuliert Kämpf-Jansen den wissenschaftlichen Aspekt als eigene These, die in der schulischen Realität (Stichwort Google und Wikipedia) jedoch meist vernachlässigt wird.
Eine weitere Gemeinsamkeit stellt zudem die Möglichkeit dar, die Imaginationskraft der Schüler auf vielfältige Weise zu fordern und zu fördern. Sowohl das Konzept Buschkühles als auch die von Billmayer und Kämpf-Jansen können deshalb und aufgrund der oben aufgeführten Aspekte als Konzepte der Gegenwart gelten und im Kunstunterricht zur Anwendung kommen. Inwieweit, bleibt letzlich aber dem Lehrer überlassen und sollte auch in Abhängigkeit der zeitlichen und räumlichen Situation sowie im Hinblick auf die zu unterrichtende Klasse entschieden werden.
Abschließend lässt sich festhalten, dass alle Konzepte künstlerische Denk-und Handlungsformen entfalten und die Initiative des Einzelnen (sowohl der Schüler als Produzenten als auch als Rezipienten) mobilisieren. Sie übernehmen schließlich Verantwortung für ihr Agieren und verfolgen eigene Wege des künstlerischen Ausdrucks und der Gestaltung. Dabei werden neben Bildkompetenzen auch die Kritikfähigkeit und die differenzierte Wahrnehmung geschult, denn die SchülerInnen werden zur Formulierung von selbstständigen Aussagen über ihre Produktionen als auch bezüglich der ausgehenden „Forschungsfrage“ befähigt. Insgesamt werden bei allen drei Theorien die Inhalte und Ausdrucksformen mit traditionellen oder neuen Medien in Beziehung gesetzt. Damit nehmen die Konzeptionen Bezug auf den erweiterten Kunstbegriff nach Beuys. Und: alle Ziele sind ein laufender Entwicklungsprozess und sind somit fächerübergreifend. Diese Erkenntnis offenbarte sich in unseren Erprobungen, denn die Teilaufgaben sprechen Inhalte weiterer Unterrichtsfächer an.